Anlässlich der Interview-Serie mit den Mitgliedern des Vereins "Ich poschte z' Andelfinge" erschien im Herbst 1999 in der Andelfinger Zeitung

Monatsinterview: Stefan Peier, Schuhhaus Peier, Andelfingen


IPOZA ("Ich poschte z'Andelfinge"): Herr Peier, Ihr Geschäft zählt wohl zu den traditionsreichsten Firmen in Andelfingen. Seit wann gibt es Ihr Schuhhaus und welches sind die Ecksteine Ihrer Firmengeschichte?

Peier: Tatsächlich, "das Schuhgeschäft von Andelfingen" gibt es bereits seit 1882, es wird von der vierten Generation geführt. Es heisst allerdings erst seit 1958 und zwar durch "Heirat" Peier. Dabei durchlief es einen Wandel, den alle über hundertjährigen Betriebe dieser Branche mitmachten: Zuerst stellte man von Hand selbst Schuhe her, damals mit fünf Gesellen und Lehrlingen. Doch mit der Entstehung der industriellen Schuhfabrikation kam man dann vor die "Wahl", selbst eine Fabrik oder eben ein Detailhandelsbetrieb zu werden, der an- und verkaufte, reparierte, aber selbst nichts mehr herstellte. Vor dreissig Jahren wurde die Vorwahl (eine Auswahl Schuhe wird ausgestellt) eingeführt. Damit verschwanden die Schuhschachteln aus dem Verkaufsraum. Mit der zunehmenden Mobilität der Kundschaft sind darauf die früher üblichen Hausbesuche eingestellt worden. Vor zehn Jahren wurde erstmals jedes Paar Schuhe mit Strichcodes versehen. 1992 habe ich unser Schuhhaus von meinem Vater übernommen und 1996 schliesslich erfolgte der letzte von bereits vielen Ladenumbauten.

IPOZA: Was hat sich seit der Uebernahme durch Sie speziell geändert?

Peier: Natürlich sind wir laufend daran, uns zu verbessern, die Veränderungen der Märkte und des Konsumverhaltens mitzumachen. Dank der Erhöhung des Personalbestandes ist es uns möglich, den Kunden schnell zu bedienen und ausführlich zu beraten. Unsere Philosophie "Das Schuhhaus für die ganze Familie", resp. die Preis- und Markenpolitik behalten wir aber selbstverständlich bei.

IPOZA: Schuhe gehören zu den Modeartikeln. Wie finden Sie beim Einkauf die richtige Mischung?

Peier: Zuerst muss man sich bewusst sein, für welche Altersgruppe, welchen Kundentypen man gerade einkauft. Dann braucht es sicher eine Menge Erfahrung, Mode- und Schnittkenntnisse und natürlich auch das nötige "Gspüri", wie sich der Kundenwunsch bis in einem halben Jahr entwickelt, wieweit der Konsument diesen oder jenen Trend überhaupt mitmacht. Den Weg der Mode zu gehen ist aber unumgänglich.
IPOZA: Wie ist der Einkauf organisiert? Kaufen Sie alles direkt bei den Herstellern oder können Sie auch über Grossisten kurzfristig spezielle Modelle besorgen?

Peier: Das ist sehr unterschiedlich. Direkt beim Hersteller, über Agenten oder Grossisten, die eine oder gleich mehrere Marken vertreten, sei es in deren Show-Rooms, an Messen oder bei der ZUSA (Einkaufsgenossenschaft für unabhängige Schuhhändler), bei der wir seit 30 Jahren eines von über 80 Mitgliedgeschäften sind. Dabei bestellen wir 80-90 % unseres Bedarf im Voraus. Jetzt stehen wir mitten im Einkauf für den Sommer 2000. Während der Saison ist es uns meist nur noch möglich, Standartmodelle nachzubestellen.

IPOZA: Wie sehen Ihre Zukunftsvisionen aus im Hinblick auf die Andelfinger Fachgeschäfte und im besonderen auf das Schuhhaus Peier?

Peier: Natürlich wäre es schön, wenn die einheimischen Fachgeschäfte noch stärker frequentiert würden als bisher. Viele unserer Geschäfte tun bereits einiges, um immer attraktiver zu werden und ihr Angebot samt Dienstleistungen ständig zu verbessern. Andererseits braucht es auch den Willen der Bevölkerung, bei Bedarf zuerst eines unserer Fachgeschäfte zu besuchen. Dabei sind unsere Erfahrungen - auch was unsere stets neuen Einwohner betrifft - durchwegs positiv. Das nahe Angebot wird rege genutzt und wegen der Qualität der Geschäfte vielfach einer längeren Autofahrt in die Stadt vorgezogen. Bleiben also diese Faktoren bestehen, hat der Markt auch für unser Geschäft hier sicher Zukunft.

IPOZA: Herr Peier, vielen Dank für dieses Gespräch.